Zur Historie der Nims-Sauertalbahn*

zusammengestellt von Markus Schiffer

Bei keiner vergleichbaren Strecke dauerte der Streit um Linienführung und Durchführung der Bauarbeiten so lange wie bei dieser: rund 42 Jahre! Das "Zerren" der Gemeinden um die Streckenführung - jeder wollte angeschlossen werden -  und langsame politische Entscheidungen sorgten immer wieder für Verzögerungen.

Die Inbetriebnahme der eingleisigen Stecke  in mehreren Teilstücken zwischen 1910 und 1915 erfolgte schließlich am:

Datum:

Streckenabschnitt:

21.01.1910

Eröffnung/Inbetriebnahme der Bahnlinie Erdorf - Bitburg

02.10.1911

Eröffnung/Inbetriebnahme des Teilstücks Bitburg - Niederweis

01.07.1912

Eröffnung/Inbetriebnahme des Teilstücks Niederweis - Irrel

01.09.1915

Eröffnung/Inbetriebnahme des Teilstücks Igel – Wintersdorf

15.10.1915

Eröffnung/Inbetriebnahme des Teilstücks Wintersdorf – Irrel

Durchgängig befahrbar war die Bahnlinie also ab dem 15. Oktober 1915.

Die Strecke verläuft von Erdorf über Bitburg, an Masholder vorbei, nach Messerich, Wolsfeld, Alsdorf und Niederweis. Dann war man gezwungen, wegen des immer enger werdenden Tales, künstliche Bauwerke zu errichten. Zwischen Niederweis und Irrel musste eine größere Brücke gebaut werden, zur Erreichung der Ortschaft Irrel war der Bau eines 400 m langen Tunnels (der "Katzenkopftunnel") erforderlich. Weiter führte die Bahn nun nach Menningen mit dem prächtigen Viadukt. Ab Minden (hier fließt die Nims in den dt.-lux. Grenzfluß Sauer) weiter über Edingen, Godendorf durch einen Tunnel nach Ralingen, Wintersdorf, Metzdorf und Mesenich. Massive Stützbauwerke sind hier heute noch zu finden. Der 827 m lange Mesenicher Tunnel kürzte eine Sauerschleife bei Langsur ab; im Bereich der "Löwener Mühle" traf die Strecke auf die Verbindung Trier - Luxemburg. Schließlich war der Grenzbahnhof Igel an der Hauptstrecke (Koblenz -) Trier - Luxemburg erreicht.

Karte gezeichnet von Jörg Husinger, Bettingen

Im Irreler Katzenkopftunnel wurde der Oberbau in "russischer Blockbauweise" erstellt, was in Deutschland als eine Rarität galt. In der Halterung waren die Schienen durch gegeneinander verkeilte Eichenholzstücke befestigt. Als Begründung für die aufwändige Befestigung der Schienen wurde die hohe Feuchtigkeit im Tunnel angegeben.

Die Bedienung der Strecke erfolgte ab Ende der 1920er Jahre im so genannten vereinfachten Nebenbahnbetrieb. Neben Personenzügen sowohl in Richtung Trier als auch in Richtung Bitburg / Erdorf diente die Nims-Sauertalbahn auch als wichtiges Transportmittel für Warenanlieferung bzw. dem Versand der regionalen Erzeugnisse. Exemplarisch ist der 1927 zwischen Bitburg und Erdorf verkehrende Bedarfsgüterzug mit folgenden Ladegütern:

Gütertransport im Jahre 1927:

• Tierdünger, Holz in Bitburg, Igel, Wolsfeld, Niederweiß und Irrel
• Steine und Steinwaren in Wintersdorf und Bitburg
• Bier in Bitburg
• Heu und Stroh in Bitburg, Messerich, Irrel und Niederweis
• Kies und Sand in Irrel Obst in Bitburg, Irrel, Igel und Edingen
• Stahl- und Eisenwaren aus Igel und Irrel
• landwirtschaftliche Erzeugnisse in Bitburg, Igel, Ralingen und Edingen

1927 verkehrten 3 Züge in Richtung Trier, 4 in Richtung Erdorf, 7 Züge zwischen Erdorf und Bitburg, 6 in umgekehrter Richtung, und noch 2 weitere Züge in Teilabschnitten.

Kursbuchausschnitt aus dem Jahr 1944

Der "Lebenslauf" der Strecke ist beispielhaft für viele Nebenbahnstrecken in der Eifel: einer steigenden Inanspruchnahme der Bahn in den 20er und 30er Jahren und ein besonderer Aufschwung durch die logistischen Leistungen während des Westwallbaus folgte die massive Zerstörung der Bahnanlagen im Zweiten Weltkrieg. Wichtige Bauten wie Viadukte, Tunnel und technische Einrichtungen waren beschädigt oder gar komplett zerstört. Besonders betroffen war insoweit der Teilabschnitt Niederweis – Edingen, der auf etwa 6 Km Länge den Katzenkopftunnel in Irrel, das Irreler und das Menninger Viadukt sowie mehrere kleinere Brückenanlagen aufwies. Diese Bauwerke waren von weichenden deutschen Truppen auf Befehl gesprengt worden. Erst 1947 begann man mit dem Wiederaufbau der Strecke, die ab 1952 erneut durchgängig befahrbar war.

Aufbau des Viaduktes an der Irreler Mühle

Daten der Wiedereröffnung:

Datum:

Streckenabschnitt:

15.09.1948

Eröffnung Erdorf – Bitburg

17.12.1949

Eröffnung Bitburg – Niederweis

14.09.1950

Eröffnung Edingen – Igel

29.04.1952

Eröffnung Niederweis – Irrel – Edingen

Nach der sukzessiven Wiedereröffnung in den 1950er Jahren erfolgte zunächst ein erneuter Boom. Insbesondere durch den Einsatz der neuen Schienenbusse sollte ein kostengünstiger und attraktiver Personenverkehr sichergestellt werden. Doch  das beginnende Wirtschaftswunder und der Individualverkehr verhinderten die Zukunft der Strecke. Schon zu Beginn der 1960er Jahre wurden wurden intensive Überlegungen zu einer Einstellung des Schienenverkehrs laut. Im September 1968 wurde daher der untere Streckenteil von Irrel bis Igel stillgelegt, ein Jahr später war es auch nicht mehr möglich, als Reisender mit dem Zug zwischen Bitburg und Irrel zu verkehren. 1970 fasste die Deutsche Bundesbahn den Entschluss, Fahrgäste wirtschaftlicher mit dem Bus von Erdorf nach Bitburg zu bringen. Nun wurden nur noch Güter auf der verbliebenen Strecke Erdorf - Bitburg - Irrel bewegt. Bis zur Einstellung der Stückgutbedienung am Bahnhof Bitburg Anfang der 1980er Jahre herrschte reger Güterverkehr. Eine Diesellok brachte noch bis zum September 1988 einzelne Waggons nach Irrel und den Anschluss Edingen, dann kam für den Abschnitt Wolsfeld - Irrel das Aus. Dieses Schicksal ereilte schließlich den Abschnitt Bitburg – Wolsfeld 1995, ehe die Strecke Bitburg – Igel ab 1997 gänzlich „rückgebaut“ wurde.

Ein Bild mit Symbol-Charakter: Wie ein Damokles-Schwert hängt der Kran über den Gleisen vor dem Irreler Tunnel; Streckenrückbau 1989.

Daten der Streckenstilllegung:

Datum:

Streckenabschnitt:

28.09.1968

Stilllegung des Abschnittes Irrel - Igel

27.09.1969

Einstellung des Personenverkehrs Bitburg - Irrel

26.09.1970

Einstellung des Personenverkehrs Erdorf - Bitburg

28.09.1988

Stilllegung des Abschnittes Wolsfeld - Irrel

01.12.1995 

Stilllegung des Abschnittes Bitburg – Wolsfeld

Einzig die Bahnverbindung Erdorf – Bitburg scheint dem Abriss entgangen zu sein, nachdem zunächst die Bitburger Brauerei und heute die Stadt Bitburg erfolgreich um den Streckenerhalt gekämpft haben.        

Gelegendlich wird der Streckenabschnitt Erdorf - Bitburg für Sonderfahrten genutzt, wie noch im Herbst 2008.

 


* Viele Angaben unserer Artikel auf diesen Seitne bzw. in unseren Publikationen sind gestützt bzw. "unterfüttert" durch Informationen regionaler Zeitungsartikel, aber auch Fahrplänen. Hier konnten wir auf die in mühevoller Kleinarbeit von Herrn Helmut Schiffhauer, Konz, zusammengetragenen Texte zurückgreifen . Ihm sei daher für seine Arbeit an dieser Stelle herzlich gedankt!