Eisenbahn in Metzdorf

Zusammengestellt von Robert Kohns

Im Jahre  1911  wurde durch Vermessungsarbeiten die endgültige Streckenführung der Eisenbahnlinie Irrel - Igel festgelegt. Ebenfalls wurden die Planungsarbeiten abgeschlossen. Die Bauarbeiten sollten im Herbst 1912 beginnen.

Die größten Schwierigkeiten sollten die Arbeiten zwischen Wintersdorf und Metzdorf bereiten. Hier musste die Trasse durch einen steil abfallenden und nassen Berg nahe der Sauer geführt werden. Teilweise mussten kleinere Felsen abgetragen werden. Dazu mussten mehrere Wasserdurchlasse und kleinere Brücken gebaut werden. Die Arbeiten wurden auch noch dadurch erschwert, weil zwischen Metzdorf und Wintersdorf keine Strasse vorhanden war. Für die Erdbewegungen musste eine Schienenbahn verlegt werden. Das hier abgetragene Material wurde für weitere Dammauffüllungen verwendet. Des Weiteren wurde gegenüber dem Metzdorfer Bahnhof Auffüllmaterial abgetragen, um es anderen Steilen wieder einzubauen. Die tiefen Bahneinschnitte wurden mit schweren Seilbaggern ausgehoben. Diese füllten in ¼  Stunde einen Zug von 11 Wagen zu je 4 Kubikmetern. So hoffte man die Arbeiten zwischen Metzdorf und Wintersdorf schnell erledigt zu haben.

In Metzdorf mussten 5 Hauser von der Eisenbahnverwaltung angekauft werden. Die Preise lagen zwischen 13 000 und 29 000 Mark. Eines war aber den Metzdorfern nicht recht, dass nämlich der Bahnhof etwa 400 m vom Dorf entfernt angelegt wurde. Beim Erwerb ging man rigoros vor. Eigentümer, die nicht verkaufen wollten, wurden kurzerhand enteignet.

An die 150 Arbeiter waren allein in Metzdorf am Bau der Eisenbahn eingesetzt. Diese waren in Baracken untergebracht. Dieselben waren zum größten Teil Italiener, auch einige aus Böhmen waren darunter. Nach Abschluss der Arbeiten wurden die meisten nach Ralingen verlegt.

Aber in Metzdorf kam der Bahnbau plötzlich ins Stocken. Warum ? Während der Arbeiten im April 1913 waren an einigen Häusern, durch Druck des Berges, Risse entstanden. Die Häuser waren so stark beschädigt, dass sie nicht mehr bewohnbar waren und geräumt werden mussten. Die Arbeiten mussten eingestellt werden. Nachdem Minister von Breidenbach den Stand der Gefahrdung festgestellt hatte, wurden die rutschenden Kubikmeter festgestellt. Wann wieder weiter gebaut werden konnte und die Ursache festgestellt werden ist entschied das Ministerium in Berlin. Zu den beschädigten Häusern gehörte auch das Schulgebäude.

Aber woher kam der Druck? An der tiefsten Stelle der Sauer (12- 13 m tief) entsprang eine Quelle. Diese wurden von dem Abraum zugeschüttet. Das Wasser fand keinen Ausweg mehr und staute sich dadurch im Berg zurück. Im Berg konnte das Wasser nicht tiefer eindringen, weil eine Lehmschicht (Tonerde) es daran hinderte. Auf dieser durch das Wasser glatten Schicht, rutschte der Berg. Man musste eine Lösung finden um das Rutschen einzudämmen und dem Wasser einen neuen Ablauf zu geben. Nachdem in Berlin alles geprüft wurde und

Gegenmaßnahmen eingeleitet wurden, konnte der Bahnbau weiter geführt werden. Es wurden 2 Stollen in den Berg getrieben und Abwasserleitungen verlegt, die dem   Wasser einen geregelten Ablauf geben sollten. Dazu wurden 7 Schürflöcher zwischen 8 und 10 m geschaffen sowie mehrere Abwasserleitungen die in 4 bis 8 m verlegt wurden, auf  insgesamt 1300 m Länge. Die abgerissen Hauser wurden an anderer Stelle im Dorf wieder aufgebaut. Der weitere Bahnbau verlief ohne Schwierigkeiten bis zu seinem Abschluss. Wie die feierliche Inbetriebnahme zwischen Igel und Wintersdorf am 1. September 1915 stattfand konnte, ist in keiner Ortschronik nachzulesen. Fanden überhaupt Feierlichkeiten statt? Es war ja Kriegszeit!

Für die Bevölkerung bedeutete die Eisenbahn eine große Erleichterung zum Transport ihrer Waren.

Wahrend des 2. Weltkrieges wurde der Bahnbetrieb der Sauertalbahn eingestellt. Im Septem- ber 1944 wurden die Brücken gesprengt und die Gleisanlagen zum Teil durch deutsche Truppen auf dem Rückzug zerstört. Es sollte bis 1950 dauern, bis der Wiederaufbau der Brücken und die Instandsetzungen der Gleisanlagen fertig gestellt waren. So konnte am Samstag, dem 14. Januar 1950 die Teilstrecke zwischen Igel - Mesenich - Metzdorf feierlich, unter Teilnahme der ganzen Bevölkerung, eingeweiht und aufgenommen werden.

Zur Inbetriebnahme wurde von einem Schulmädchen folgendes Gedicht des Metzdorfer Lehrers Josef Mergen vorgetragen:

Seit wann fuhr die Bahn nicht mehr, ich glaub, dass ist schon lange her. Kaum war ich richtig auf der Welt, hat den Betrieb sie eingestellt.

So vom Verkehr ganz abgeschnitten. Schickt uns die Bahn nach vielen Bitten und als es gar nicht anders ging, nen Omnibus, ein tolles Ding.

Der Sauerschreck ward er genannt

und so bekannt in Stadt und Land.

Ganz sicher war der Ursprungszweck,

vom Sauerschreck Beförderung zum Schweinespeck.

Doch ist das alles überwunden.

Wir haben jetzt wieder unsere Bahn

Sind jetzt mit der Welt durch Schienen verbunden.

Wir danken all denen, die das getan.

Da war viele Erde zu bewegen. Es waren neue Schienen zu legen, es waren auch einige Brücken zu bauen, und viele Steine zu behauen.

Zuvor war manches zu vermessen:

Allen sei Dank ! Und keiner vergessen !

Im Anschluss an die Feierlichkeiten wurden die Kinder und die Jugend von der Eisenbahn eingeladen, an einer Zugfahrt von Metzdorf nach Trier- West und wieder zurück teilzunehmen.

Durch die ständige Zunahme anderer Verkehrsmittel gingen die Fahrgastzahlen, Anfang 1960, auf der Sauertalbahn immer weiter zurück. Die Eisenbahnverwaltung teilte ca. 1966/1967 den Anrainer-Gemeinden mit, dass die Sauertalbahn unrentabel sei und man beabsichtige den Bahnbetrieb einzustellen. Von den Gemeinden kam kaum Widerspruch. So kam es wie es kommen musste! Der Bahnbetrieb wurde mit der letzten Zugfahrt am Sonntag, den 28. September 1968 zwischen Igel und Irrel eingestellt. Kurz nach der Einstellung wurden die Gleise durch Eisenbahnmaschinen zwischen Edingen und Löwener Mühle abgebaut. Ein Stück Eisenbahngeschichte ging damit zu Ende.

Bemerkenswert sind noch 2 Unfälle zwischen Metzdorf und Wintersdorf:

Am 11. September 1938 gegen 5.00 Uhr stürzte auf der Straße von Wintersdorf nach Metzdorf ein mit 21 Personen besetzter Postomnibus von der Straße eine 75 m hohe Böschung hinab auf die Bahngleise. (Gegenüber liegt die Kirche im luxemburgischen Born. 3 Arbeiter waren sofort tot (Namen der Toten sind bekannt), 10 schwer verletzt, 6 leicht verletzt und 2 Personen kamen mit dem Schrecken davon. Ein gerade heranbrausender Zug wurde noch zum Halten gebracht durch einen der Verletzten. Der Bus war mit Arbeitern, die am Westwallbau eingesetzt waren, besetzt.

Am 1. September 1939 (Tag des Kriegsausbruchs) prallten zwei Personenzüge gegen 6.30 Uhr auf der Strecke zwischen Metzdorf und Wintersdorf frontal zusammen. Hierbei waren 3 Tote zu beklagen. Durch die Kriegswirren hatte ein Fahrdienstleiter den Zug in Metzdorf vorzeitig abgelassen, ohne den Zug von Wintersdorf abzuwarten. Unter den Toten befanden sich die beiden Lokführer.

Quellen:

Schulchronik Metzdorf, Chronik Musikverein Born, Zeitungsberichte und Zeitzeugen.