Bahnhof Ralingen
von Dr. Wolfgang Schulz
Insbesondere auf Drängen des kaiserlichen Militärs wurde die Bahnlinie von Bitburg - Erdorf über Irrel, Ralingen, Igel, Trier Hbf am Vorabend des Ersten Weltkrieges zügig fertig gestellt. Am 02.10.1911 wurde die Strecke Bitburg - Niederweis eröffnet, am 01.07.1912 die Strecke Niederweis - Irrel, am 01.09.1915 die Strecke Igel - Wintersdorf. Das nun noch fehlende Verbindungsstück der Nebenbstrecke Erdorf - Igel über Wintersdorf - Ralingen nach Irrel wurde am 15.10.1915 für den Bahnverkehr freigegeben. Riesige Erdbewegungen waren nötig, um zahlreiche Brücken und den Ralinger Tunnel, der zwischen Ralingen und Godendorf gegraben wurde, zu bauen. Der 336 m langer Tunnel wurde 1914 fertig gestellt. Der Abraum wurde u. a. in Ralingen aufgeschüttet und bildete das Fundament für den Ralinger Bahnhof. Im Oktober 1944 wurde der Tunnel auf Grund der immer näher rückenden Kriegsfront von der deutschen Wehrmacht gesprengt. Als Ende Februar / Anfang März 1945 die Sauerfront von den alliierten Truppen überrollt wurde, verfügte die Besatzungsmacht, dass die Eisenbahnbediensteten - ob Arbeiter oder Beamte - die Sprengstelle im Ralinger Tunnel freiräumen mussten, um den Bahnbetrieb wieder aufnehmen zu können.
Im Herbst 1915 wurde Herr Michael Rauls zum 1. Bahnhofsvorsteher von Ralingen ernannt. Er stammte aus Nonnweiler, war verheiratet mit Frau Margarete Rauls und sie hatten 6 Kinder. Das Ehepaar Rauls bezog das Hauptbahnhofsgebäude. In dem Parterre des Bahnhofgebäudes waren die Geschäftsräume, die Wartehalle, der Fahrkartenschalter und das Stellwerk für die Weichen und Signale untergebracht. In der ersten Etage befanden sich die Privaträume der Familie Rauls.
Das Nebengebäude diente als öffentliche Toilette und als Stall für Hühner und Ziegen. Unterhalb des Bahndammes stand ein weiteres Nebengebäude. Hier wohnte der Betriebsassistent Herr Trierweiler, der dem Bahnhofsvorsteher zur Seite stand und ihn bei Abwesenheit vertrat. Herr Rauls war von 1915 bis 1925 Bahnhofsvorsteher in Ralingen, dann ließ er sich nach Schillingen versetzen.
Der folgende Bahnhofsvorsteher ab 1926 war Nikolaus Colling. Er stammte aus Ernzen und war gelernter Stellwerksmeister. Verheiratet war er mit Frau Katharine, die aus Kinzig in Lothringen stammte. Das Ehepaar hatte 4 Kinder: zwei Söhne Adalbert und Peter, und zwei Töchter Brigitte und Maria. Brigitte blieb unverheiratet, Maria heiratete später nach Borgholzhausen bei Bielefeld. Herr Colling ging 1939 in Pension und das Ehepaar zog weg aus Ralingen zu den Kindern.
Am 01. September 1939 wurde Herr Franz Kruchten neuer Bahnhofsvorsteher von Ralingen. Herr Kruchten stammte aus Neuerburg und war zuvor Bahnhofsvorsteher von Üttfeld. Er zog mit seiner Frau Helena, geb. Heck und zwei Töchtern Leni und Angelika in das Bahnhofsgebäude ein. Franz Kruchten blieb bis zum September 1951 im Amt und ging dann nach 50 Dienstjahren mit 64 Jahren in Pension.
Im September 1951 wurde dann Herr Rach zum neuen Bahnhofsvorsteher ernannt. Herr Rach stand dem Bahnhof bis 1968 vor, dann wurde die Bahnlinie stillgelegt.
Der Ralinger Bahnhof wurde dann zu einem Eisenbahner-Wohnheim umgebaut. Frau Rach verwaltete das Wohnheim bis zu ihrem 80. Lebensjahr bis 1983. Sie zog dann zu ihrer Verwandtschaft nach Gillenfeld.
Zwei Jahre stand der Bahnhof leer. 1985 wurde das Gebäude von Familie Schulz aus Duisburg von der Deutschen Bundesbahn ersteigert, saniert und eine Landarztpraxis der Familie Dr. Schulz eröffnet.