Schienenersatzverkehr

Zusammengestellt von Markus Schiffer

Schienenersatzverkehr – eine bürokratisch klingende, bahnamtliche Umschreibung für straßengebundene Personenbeförderung als Ersatz für eine Bahnlinie.

Auch dieses Thema gehört zur Nims-Sauertalbahn. Allerdings ist es keine Einrichtung unserer Tage nach „Rückbau“ aller Gleisanlagen, sondern wurde bereits vor fast 100 Jahren (!) praktiziert:

So beruft sich die Trierische Landeszeitung in der Ausgabe vom 24.11.1911 auf einen Bericht der Sauerzeitung vom 01. Oktober desselben Jahres. Danach soll ein Autobusdienst zwischen Niederweis und Echternacherbrück bzw. Station Echternach/Luxemburg zustande kommen. Nachdem am 02.10.1911 der Bahnstreckenabschnitt Bitburg-Niederweis eröffnet wurde, ist die Omnibuslinie eine konsequente Fortsetzung bis zur Eröffnung weiterer Streckenabschnitte.

Selbst während des ersten Weltkrieges blieb die Buslinie nach Echternach bestehen, wenn gleich nach Fertigstellung der gesamten Nims-Sauertalbahn nur noch zwischen Irrel und Echternach. Im Jahre 1914 sind täglich vier Hin- und vier Rückfahrten belegt. Durch die luxemburgische Regierung wurde die Buslinie an einen luxemburgischen Unternehmer konzessioniert und wohl bis 01.10.1919 betrieben; die Quellenlage hierzu ist jedoch uneinheitlich.

Hier war der gegenwärtig selbstverständliche europäische Gedanke zwar noch nicht vorhanden, wurde aber praktiziert. Heute - 2010 - wird ein Teil der ehemaligen Bahnstrecke noch mit einer Buslinie von Luxemburg-Stadt über Echternach nach Bitburg bedient. Dabei sind sowohl eine deutsches als auch ein luxemburgisches Busunternehmen Konzessionsträger.

Wohl zwischen 1929 und 1939 (Beginn des Zweiten Weltkriegs) betrieb der Igeler Theodor Schönhofen einen privaten Omnibusverkehr auf einer Strecke Langsur - Igel - Trier und zurück (so Aloys Leonardy in "Igel; Unter dem Schatten des Adlerflügels; 2000 Jahre Igeler Heimatgeschichte; Igel 1972, Seite 88). Hier wurde also schon sehr frühzeitig eine Konkurrenz zur Nims-Sauertalbahn eingerichtet.

Vermutlich Ende 1944 ist kriegsbedingt der Bahnverkehr auf der Nims-Sauertal-Bahn eingestellt worden. Wenngleich der Wiederaufbau der Bahnanlagen schon unmittelbar nach Kriegsende 1945 in Angriff genommen wurde, konnte eine durchgehende Befahrbarkeit von Erdorf nach Igel erst 1952 ermöglicht werden. Besonders der mit vielen Kunstbauten (Brücken, Viadukte und Tunnel) versehene Abschnitt zwischen Niederweis und Edingen erforderte eine längere Bauzeit. Während dieser Phase ermöglichte ein Busersatzverkher die Anbindung der Orte um Irrel insbesondere an Bitburg.

Um den Verkehr auf der Nims-Sauertalbahn attraktiver und vor allem kostengünstiger zu gestalten, setzte die Bundesbahn seit 1952 Triebwagen („Schienenbusse“) des Typs Vt 95 ein. Die Trierische Landeszeitung machte 1953 den Vorschlag, den damals „brandneuen“ Schienen- Straßenomnibus NWF 300, kurz „Schie-Stra-Bus“ zum Einsatz zu bringen.

Modell des NWF 300 von Brekina - Sammlung Markus Schiffer

Die Firma NWF hatte Anfang der 1950er Jahre ein System entwickelt, einen Straßenomnibus mit zusätzlichen Schienenlaufgestellen, auf die der Bus gesetzt werden musste, für den Betrieb auf Schienen zu nutzen. Die Umrüstung von Straße auf Schiene und umgekehrt erfolgte im Wesentlichen mittels Muskelkraft und war daher zeitlich und personell sehr aufwändig. Das System setzte sich insgesamt nicht durch. Gedacht war an eine Linienführung von Neuerburg nach Irrel über die Straße und ab Irrel bis Trier per Schiene. Diese Idee wurde jedoch nicht aufgegriffen.

Ausschnitt aus dem Busfahrplan vom Oktober 1950. Sammlung: Markus Schiffer

Anlässlich eines Dammrutsches zwischen Irrel und Niederweis am 24.07.1965 wurde der Schienenverkehr behindert und im Herbst zur sachgerechten Reparatur vorläufig eingestellt. Während dieser Phase ersetzten Bahnbusse den Personenverkehr zwischen Bitburg und Wintersdorf. Der Busbetrieb brachte jedoch Einschränkungen mit sich, da die Haltestellen nicht immer am jeweiligen Bahnhof lagen:

    • Masholder Abzweigung B 257
    • Niederstedem/Messerich Abzweigung  B 257 Wolsfeld (Gasthasus Böttel)
    • Niederweis (Gasthaus Eppers)
    • Irrel (Niederweiser Strasse Abzweigung Bahnhof)
    • Ralingen Abzweigung B 418
    • Wintersdorf Abzweigung B 418 Wintersdorf-Bahnhof

Nachdem die Personenbeförderung bereits 1968 zwischen Igel und Irrel und 1969 zwischen Bitburg und Irrel eingestellt wurde, übernahmen endgültig Omnibusse den Betrieb auf der Nims-Sauertalbahn. Bereits zwischen 1954 und 1963 wurde der Personenzugbetrieb auf der luxemburgischen Prinz-Heinrichbahn eingestellt und durch Busse der luxemburgischen Eisenbahngesellschaft CFL ersetzt.

Modelle eines Magirus-Deutz 150 LS 12 (1965-1967) von Brekina.

Links ein Modell der CFL, rechts ein Modell der DB - Sammlung Markus Schiffer

Anmerkung: Da uns Vorbildfotos leider nicht zur Verfügung stehen, müssen vorläufig Modellabbildungen zur Illustration reichen.

Ausschnitt aus dem Busfahrplan vom Sommer 1990. Sammlung: Markus Schiffer

Auch nach Einstellung des Personenverkehrs wird die Nims-Sauertalbahn durch Busse bedient, wie der vorstehende Ausschnitt aus einer Karte für den Busverkehr der Deutschen Bahn zeigt. Die Buslinien orientieren sich an der alten Bahnstrecke und sind damit als Erbe der Eisenbahn zu betrachten. Der Begriff "Schienenersatzverkehr" beschreibt damit nicht lediglich eine vorübergehende Notlösung, sondern einen entgültigen Zustand.