Eisenbahn in Mesenich
Bearbeitet von Robert Kohns
Zwischen den beiden Stationen Metzdorf und Mesenich gestaltete sich der Bahnbau relativ einfach. Zwar musste die Straßenführung etwas verlegt werden. Auch mussten einige Wasserdurchlässe sowie bei den Ortseingängen Straßenbrücken errichtet werden. Aus Richtung Metzdorf wurde es eine Überführung und aus Langsur kommend eine Unterführung. Es war von Seiten der Eisenbahnverwaltung angedacht eine Streckenführung über Langsur zum Anschluss an die bereits bestehende Strecke nach Luxemburg über Wasserbilligerbrück anzubinden. Hierzu kam es aber nicht. Der Gemeinderat von Langsur hatte in einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss eine Steckenführung durch den „Pelmberg" abgelehnt. Als Begründung gab man an „durch den engen Radius des Tales der Sauer ließe sich keine Eisenbahn bauen".
Aber Bewohner von Langsur glauben, dass es hierfür einen anderen Grund gab. Ein Großgrundbesitzer von Langsur (Baumschule) soll das Hindernis für den Bahnbau gewesen sein. Somit scheiterte der Anschluss von Langsur an die Sauertalbahn. Hierdurch wurde der Tunnel zwischen Mesenich und der Löwener Mühle in die Planung aufgenommen. Im Nachhinein lässt sich sagen, dass die Planung mit dem Tunnel die bessere Lösung war.
Da die Bürger von Mesenich auf der anderen Seite der Sauer (Luxemburg) die Züge der Prinz-Heinrich Bahn seit 1874 vorbeifahren sahen, stand die Bevölkerung einem Eisenbahnbau wohlwollend gegenüber. Insbesondere der Pastor setzte sich besonders für eine Eisenbahn ein. Zu dieser Zeit hörte man noch auf den Pastor! Nach einigen Diskussionen über den Verlauf der Bahn, über den Heldberg oder durch einen Tunnel desselben, einigte man sich auf den Tunnel durch den Heldberg. Wie vor beschrieben hatte Langsur die Bahn abgelehnt. Die Strecke sollte entlang des Dorfes an der Sauer führen. Da dort viele Bewohner Ländereien besaßen, bedeutete das ein Durchschneiden ihrer Grundstücke. Die betroffenen legten ihr Veto ein und verursachten so weitere Überlegungen. Zum Glück konnte man sich bald einigen. Die Bewohner erhielten Endschädigungen und in der Ortsmitte, in Höhe der „Sturms Mühle", wurde eine Unterführung gebaut.
So konnte mit dem Bau der Eisenbahn 1912 begonnen werden. Wie überall beim Bahnbau entlang der Sauer fanden viele Bewohner, insbesondere die jungen Burschen, Arbeit. Unter anderem ergänzten sie die italienischen Arbeiter die auch bei den Bewohnern sehr geachtet waren.
Im Heldberg entstand nach und nach der Tunnel mit seiner Länge von 827 m. Die Beschaffenheit des Berges erschwerte die Arbeit. Riesige Gesteinsbrocken mussten gesprengt werden, um eine Führung zu bekommen. Ebenfalls freigewordenes Wasser musste man stilllegen bzw. umleiten. Aufgrund der erschwerten Arbeiten war es nicht verwunderlich, dass die Bauarbeiten beim Tunnelbau einige Todesopfer forderten.
Nach mündlichen Überlieferungen sollte der Tunnel gerade verlaufen, so dass man die Öffnungen (Eingänge) am Horizont sehen konnte. Aber es kam anders! Der Bautrupp aus Richtung Löwener Mühle hatte sich verrechnet, dadurch musste im letzten Drittel des Tunnels eine Kurve eingebaut werden. Ob dies der tatsächliche Grund war oder die Lage Grundstücke der Langsurer Baumschule, ist nicht gesichert. Um die Kosten für den Abtransport des anfallenden Abraumes zu vermeiden, diente dieser der Erhöhung des Bahndammes. Dies war mit den Bewohnern von Mesenich nicht abgesprochen und führte zu einer großen Verärgerung. Man fühlte sich von den Eisenbahnbehörden übergangen. Als Begründung führte die Bürgerschaft an, hier würde eine idyllische Landschaft zerstört. Zudem musste man weite Wege gehen um an die durchschnittenen Grundstücke zu gelangen. Aber einen wichtigen Aspekt hatte man nicht bedacht: durch den Bahndamm brauchte Mesenich kein Hochwasser mehr zu fürchten!
In einem Schreiben der Königlichen- Eisenbahn- Direktion Saarbrücken vom 8. Oktober 1907 hatte man sich schon Gedanken über den Eisenbahnbau an der Sauer gemacht. Jahre später war es dann soweit.
So konnte dann die feierliche Eröffnung am l. Oktober 1915 stattfinden. Die 13 Kilometer bis Trier konnten schnell zurückgelegt werden. Der erste einfahrende Zug auf dem geschmückten Bahnhof wurde von Alt und Jung umjubelt. Damit begann das neue Transportzeitalter. Vergessen waren die beschwerlichen Transportwege zum Zentrum nach Trier.
Für eine Fahrkarte nach Trier musste man fünfundsiebzig Pfennig bezahlen; ein ziemlich hoher Betrag für die damaligen Verhältnisse: die Arbeiter am Tunnelbau bzw. Bahnbau mussten für einen Stundenlohn von 28 Pfennig arbeiten. Daher fuhren in der ersten Zeit auch nur wenige Bewohner mit der Bahn. Das änderte sich erst in den darauf folgenden Jahren. 1927 wurden in Mesenich immerhin schon 16673 Fahrkarten verkauft. Der Zug wurde hauptsächlich benutzt, um die Früchte nach Trier zum Markt zu bringen. Für die Bauern, beladen mit Körben und Taschen voller Lebensmittel, war dieses eine große Erleichterung.
Im zweiten Weltkrieg wurde der Zugbetrieb eingestellt. Nach Ende des Krieges sollte es bis 1950 dauern, ehe der Bahnbetrieb nach großen Instandsetzungsarbeiten wieder aufgenommen werden konnte. Während der Zeit ohne Bahn nutzte man den Tunnel als Fuß- bzw. Radweg, um an die Zugverbindung nach Trier zu kommen. Entweder nutzte man den Haltepunkt Wasserbilligerbrück oder den Bahnhof in Igel. Der Haltepunkt in Wasserbilligerbrück verlor nach der Inbetriebnahme der Sauerstrecke seine Bedeutung und wurde abgerissen.
Auch das größte Elend hat ein Mal ein Ende. So wurde am 14. Januar 1950 der Abschnitt der Sauertalbahn von Igel - Mesenich bis Metzdorf wieder in Betrieb genommen. Nach Jahren der Unterbrechung fuhr der erste Zug, ein D-Zug, in den Mesenicher Bahnhof ein. Dieser Tag wurde zu einem Festtag. Die Kirchglocken läuteten, die Musikkapelle und der Kirchenchor gaben ihr bestes. Auch die Schulkinder begrüßten mit fröhlichen Gesichtern den einfahrenden „Sauerexpress". Ein Beweis der großen Freude ist ein von dem Mesenicher Lehrer Oskar Raffle selbst komponiertes Lied:
„Opp der Trier West - Bitburg Bunn, joa, doa get et vill Statsjunnen, Eiern, Zewen, Igel, Mesich unn dozu gehert och Grewich.
Bes Metzdorf saust den Zug schunn wieder, nächstens fährt hän och noch weida, bes Erdorf, Köln unn an de Welt rese mir, wa mir hu Geld.
Baal war geholf an alle Strecken, hätte mir noch ganze Brocken, de Wanta woor'n fleißig drun, trotzdem bleift noch vill zu dünn.
Bes Trier hu mir nemmi weit, mir ginn noch ganz nobel Leit. Haapsach, mir hunn Eisenbunn, dat danke mir dem Doktor Schunk".
Direktionspräsident Dr. Schunk, Landrat Schladt, Amtsbürgermeister Weibler und viele andere bedankten sich bei den Bewohnern und ihrem Bürgermeister für den warmen und herzlichen Empfang. Sie luden alle zur Belohnung ein, noch nach Metzdorf mit der Bahn zu fahren. Die Kinder erhielten eine Freifahrt nach Trier West und zurück.
In den folgenden Jahren war die Eisenbahn Transportmittel Nummer eins. Die Berufstätigen sowie die Kinder und Jugendlichen, die zu weiterführenden Schulen bzw. Lehrstellen nach Trier mussten, nutzten den Zug. Als nun immer mehr Autos in den Ort kamen nutzten immer weniger Menschen die Züge. Fast nur noch Werktätige und Schüler sowie altere Menschen, die zum Arzt mussten, nutzten morgens, mittags und abends die Züge. Teilweise waren nur 2-6 Fahrgäste zu sehen. Teilweise fuhren sie auch leer. Die Folge hiervon war, dass die Strecke unrentabel wurde. So hatte die Eisenbahnverwaltung einen Grund, die Strecke stillzulegen. So endete am 28. September 1968 gegen 20.00 Uhr mit der letzten Abfahrt eines Zuges auf dem Bahnhof Metzdorf die Eisenbahngeschichte. Von der Bevölkerung wurde dies ohne Einspruch hingenommen.
Der Bahnhof musste dem Neubau der Sauertalstraße, B 418, weichen und fiel der Spitzhacke zum Opfer. Heute erinnert noch der Tunnel durch den Heldberg sowie das kleine Wohnhaus neben der Einfahrt zum (K 2) Ort an die glorreiche Zeit der Sauertalbahn.
Quellen:
Schulchronik Mesenich, Zeitungsberichte, Lha Koblenz, Geschichte der Eifelbahnen , Zeitzeugen, Abiturarbeit Alexandra Hermesdorf